Die Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes verlieh ihren mit 2500 € dotierten Gottesdienstpreis 2017 an die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Wilhelmshaven (Christus- und Garnisonkirche). Ausgezeichnet wurden besondere Gottesdienste, in denen an den sieben Tage vor Ostern an unterschiedlichen Orten der Stadt an geschichtliche und gegenwärtige Ereignisse erinnert wurde. Zum gut eingespielten Team um die Pastoren Frank Morgenstern und Bernhard Busemann gehören Profimusiker und Fachleute aus der Kulturszene der Stadt Wilhelmshaven. Zur Preisverleihung hatte Oberbürgermeister Andreas Wagner die zahlreichen Gäste in den Ratssaal in Wilhelmshaven eingeladen.
Oberkirchenrätin Inken Richter-Rethwisch (EKD) betonte in ihrer Laudatio, dass die Passion Jesu auf überzeugende Weise mit wunden Punkten der Stadt in Verbindung gesetzt und gedeutet wird und sich so „auf das Leben und das Erinnern in Wilhelmshaven bezieht!“ Im Jahr 2016 erinnerte die Gemeinde vor der örtlichen Flüchtlingshilfe an Menschen auf der Flucht. Vor einem früheren Bunker gedachte sie an die Toten der Bombardierung Wilhelmshavens in Zweiten Weltkrieg und vor einem Kanonenrohr am Marinemuseum und vor dem Altarbild der Garnisonkirche an die Toten der Skagerak-Schlacht.
"Die Entwicklung ihrer Passionspunkte bringen in einmaliger Weise zum Ausdruck wie Sie Ihre Stadt immer wieder neu betrachten, aus anderen Blickwinkeln … mit erinnernden und verbindenden Sichtweisen“, betonte die Laudatorin. Es wird darauf hingewiesen „wo eine Stadt Verletzungen … oder auch tiefe Wunden erfahren hat und wie sie damit umgeht.“ Diese Orte „bleiben Passionspunkte – Punkte die uns an die Verwundbarkeit unseres menschlichen Zusammenlebens erinnern, an seine Brüchigkeit und Mehrdeutigkeit."
Seit 2001 feiert die Gemeinde der Christus- und Garnisonkirche in der Karwoche die Passionspunkte an besonderen Orten der Stadt. Sie stellt bei jeder der 35-minütigen Andachten ab 18 Uhr ein Holzkreuz auf, lässt eine Expertin oder einen Experten zu Wort kommen und bringt die Passion Jesu in Bezug zum geschilderten Geschehen.
Die Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes vergibt den mit 2500 € dotierten Gottesdienstpreis in diesem Jahr zum achten Mal. Er wurde diesmal unter dem Thema Gottesdienst als Beitrag zur Erinnerungskultur ausgelobt. Bewertet wurden theologische, ästhetische und sprachliche Qualität, der sorgfältig recherchierte und zugleich kritische Umgang mit der Vergangenheit, die Wahl vertiefender biblischer Texte, die Wahl der Gottesdienstorte und die Beteiligungsmöglichkeiten für Personen des öffentlichen Lebens.